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Geschichten vom Marschall

Liebe Gäste,

es ist lange her, seit uns schwere Zeiten heimsuchten, wie ich es in den letzten 200 Jahren so oft erlebt habe. Doch wie gewohnt, haben wir auch diesmal die Herausforderungen gemeistert und sind gestärkt daraus hervorgegangen. Dies verdanken wir unserem unerschütterlichen Zusammenhalt und unserem unbeugsamen Willen.

Mit voller Energie und frischen Ideen starten wir in eine neue Ära, um Euch in unseren prächtigen Gemäuern mit köstlichen Speisen und Getränken zu verwöhnen. Gemeinsam bewegen wir uns durch Tradition und Moderne und laden Euch ein, eine Zeit voller Genuss und Seelenfreuden zu erleben, die wir uns nach den harten Kämpfen redlich verdient haben.

Lasst uns die Gläser erheben und auf die Zukunft anstoßen!

Teil 1

Stans - eine uralte Siedlung

Obwohl schon einige Jährchen auf dem Buckel, ist der Marschall doch alles andere als ein altes Haus. Auch früher hat man sich schon gerne auf das ein oder andere Gläschen beim Marschall getroffen. Wie lange gibt’s ihn also wirklich, unseren Marschall? Wir haben recherchiert und einiges zu berichten.

Das sonnig gelegene Gelände in Stans verlockte schon in sehr früher Zeit zu einer ständigen Besiedlung. Auch wenn die Herkunft des Ortsnamens noch nicht geklärt werden konnte, ist zumindest eines klar – es handelt sich um einen vorrömischen Namen. Die ältesten Spuren einer Siedlung wurden auf der so genannten „Burg“, einer bewaldeten Kuppe westlich von Stans, gefunden. Urkundlich betrachtet ist Stans einer der am frühesten genannten Orte im ganzen Inntal. Einer Urkunde aus dem Jahre 827 nach, schenkte ein reicher Romane namens „Quartinus“ dem Kloster zum hl. Candidus in Innichen einen Teil seiner Güter in Stans, das damals „stauanes“ hieß. Wann die Bewohner von Stans zum Christentum bekehrt wurden und woher lässt sich durch Grabungsergebnisse von 1989 genauer feststellen. In Stans gab es bereits im 8. Jahrhundert eine Kirche, einen kleinen Holzbau, der im 11. Jahrhundert zu einer Steinkirche umgebaut wurde. Eine Übersicht über das Eigentum der Kirche geben die Urbare (ein Urbar ist ein Verzeichnis über Besitzrechte einer Grundherrschaft und die dazu erbringenden Leistungen) von 1485 und 1560, die eine Reihe von Besitztümern anführen. Interessanter für uns sind aber die Güter der Benediktiner von St. Georgenberg, in dessen Besitz sich der spätere Marschall befand.

Der ehemalige Georgenberger Grundbesitz in Stans

Da trifft sich der damalige Amtmann und Prokurator (= Vorsteher und Bevollmächtigter) der klösterlichen Georgenberger Grundherrschaft, Hans Reuter, am „Dienstag nach dem St. Ulrichstag“ (Hl. Ulrich: 4. Juli) des Jahres 1540 im Beisein von Jörgen Mair, Bürger zu Hall, mit Meister Hanns Schellannd, ebenfalls Bürger zu Hall, und in Gegenwart des Hanns Abl und des Michel Raber von Stans (das ist die „eine Partei“), und ebenso mit Hanns Cramer und Jacob Stanngl als „Gerhaben“ (Vomünder) der vier hinterlassenen Kinder des Vigil Stanngl zu Thaur (die vier Kinder hießen Bernhard, Paul, Margareth und Anna), um „wegen der Ansprüch der Velligkait des Guets, genannt das Scheybenguet, zu Stanns gelegen. Auch etlicher verfallner Zynns- Abschlaypffung des Guets. Auch dass man etlich Mal in die Stifft, wie sich gepürt, nit erschinen ist und was sich derhalben pis auf heut dato hierynnen begeben und gehanndelt hat…“

Wichtig für die geschichtliche Entwicklung des Marschalls ist das Georgenberger Urbar von 1370. Georgenberg besaß damals 14 Güter – ob sich der Marschall darunter befand, kann nicht mehr mit Sicherheit nachgewiesen werden. Allerdings deutet viel darauf hin, dass es sich bei der im Urbar angeführten Halbhufe (eine Halbhufe ist ein Bauerngut) um den späteren Gasthof Marschall gehandelt hat. Noch wichtiger aber ist die Erkenntnis, dass die im Urbar angeführte Weinlieferung bereits auf ein Ausschankrecht hindeuten würde (also darauf, dass das Gut schon damals ein „Gasthof“ war).

Eine erste namentliche Erwähnung des Marschalls findet sich erst in der Georgenberger Urkunde von 1540. Darin taucht der Marschall unter seinem früheren Namen „Scheibengut“ auf.

Hier ein Auszug aus dieser ersten, schriftlichen Erwähnung des Guts (das Dokument befindet sich heute im Fiechter Stiftsarchiv). In der Niederschrift geht es um die ausstehenden Abgaben, die die Pächter des Scheibenguts an die Benediktiner leisten sollten.

Teil 2

Georg Ilsung, Schlossherr von Tratzberg erwirbt das Scheibengut

Nach der ersten schriftlichen Erwähnung des Scheibenguts im Urbar von 1540, von dem wir im ersten Artikel berichteten, möchten wir uns in diesem Artikel ausführlicher einem ganz besonderen Wahrzeichen der Region und dessen Geschichte widmen. Denn die historische Entwicklung von Schloss Tratzberg trug auch maßgeblich zu jener des Marschalls bei.

Ab 1540 gehörte das Scheibengut den Gebrüdern Weiss (wohlhabende Bürger aus Augsburg und einflussreiche Beamte am Schwazer Silber- und Kupferbergwerk; wann genau sie das Scheibengut erworben haben, ist nicht mehr nachvollziehbar). Bereits zwei Jahrzehnte später verkauften sie das Gut an Georg Ilsung, dem neuen Schlossherrn von Tratzberg (von 1554 –1580). Georg Freiherr von Ilsung, ein Neffe von Philippine Welser, in dessen Besitz auch Mariastein und Burg Matzen waren, wurde auch „schwäbischer Krösus“ (jemand, der über Reichtümer verfügt) genannt. Im Gegensatz zum Erwerb von Schloss Matzen, deren horrenden Kaufpreis von 6770 Gulden er ohne mit der Wimper zu zucken beglich, erwarb er das Scheibengut damals aber nur als Leihkauf (eine frühere Form der Verpachtung).

Seine Tante Philippine Welser war mehrmals Gast

Es ist bekannt, dass der kunst- und prunkliebende Georg von Ilsung in den Religionskämpfen streng am katholischen Glauben festhielt. Unter ihm wurde der zweite große Bauabschnitt von Tratzberg durchgeführt. Er ließ den Westflügel nach Norden verlängern und den Nordtrakt errichten, was die Burg zu einer geschlossenen Anlage mit vier Flügeln und einem großen Innenhof machte. Der Schlossherr hat auch die prunkvolle Ausstattung einiger Räume veranlasst, die bis heute zu den schönsten der Renaissance zählen. Trotz des großen Aufwandes, den er für Tratzberg betrieb und der königlichen Bewilligung sich „von, zu und auf Tratzberg“ schreiben zu dürfen, scheint Ilsung lieber auf Schloss Matzen gewohnt zu haben, den Winter verbrachte er überhaupt in Augsburg. Seine Tante Philippine Welser und ihr Mann, Erzherzog Ferdinand von Tirol, waren mehrmals Gäste auf Schloss Tratzberg und Matzen.

Sohn Friedrich Ilsung veräußert Scheibengut an Sekretär

Georg Ilsung starb am 4. September 1580 und hinterließ seinen gesamten Besitz seinem Sohn Friedrich. Die Tatsache, dass das Scheibengut weiterhin ein Leihkauf war, beweist der Übergabevertrag vom 30. September 1584 in dem es heißt, dass Georgs Sohn das Scheibengut an dessen Sekretär, Christoph Meschen, weiterveräußert hat, jedoch nicht ohne die „Bewilligung St. Georgenbergs“.

Somit war St. Georgenberg nach wie vor rechtmäßiger Besitzer und Grundherr des Guts, Friedrich und nunmehr dessen Sekretär nur die Pächter. Laut Pachtvertrag betrug der Grundzins für das Scheibengut

fünf Pfund Berner, zwischen Ostern und Pfingsten mussten 30 Eier nach Georgenberg abgeliefet werden. Außerdem mussten sogenannte „Robotschichten“ (Dienstleistungen von Bauern an den Grundherrn) geleistet werden: 3 Holztage, 3 Heutage und 2 Schnitttage.

Friedrich Ilsung starb kinderlos am 4. Dezember 1587 und hinterließ seinen beiden Schwestern Anna und Susanna die gesamten Güter. Im Teilungsvertrag der Schwestern wurde folgendes festgelegt: Susanna erhielt Schloss Matzen und ein Kapital von 17.000 Gulden. Anna, vermählt mit Jakob Fugger, Schloss Tratzberg. Somit war Tratzberg erneut im Besitz eines vermögenden und angesehenen Schlossherrn, der großes Interesse

an der Geschichte des Schlosses zeigte, weiteres Inventar kaufte und wesentlich zur Gestaltung der Innenräume und des Hofes beitrug.

Was wir aber noch immer nicht sicher wissen ist, ob das Scheibengut in der Ilsung-Zeit bzw. insgesamt im 16. Jahrhundert bereits ein Wirtshaus war oder nicht? Erst das 17. Jahrhundert wird uns volle Klarheit darüber bringen.

 Bis 1657 blieb Tratzberg im Eigentum des berühmten Augsburger Geschlechts der Fugger, dann gehörte es den schwäbischen Freiherren von Stauber-Imhof, zwischen 1694 und 1732 den Freiherren von der Halden.

Teil 3

Aus dem Scheibengut wird ein „Wirtshof“ mit „Tanzhaus“

Es waren die Tratzberger Schlossherrn von Ilsung, die das Scheibengut, also den späteren Gasthof Marschall, gepachtet hatten. In den darauffolgenden 100 Jahren gibt es keinerlei Aufzeichnung, was damit passiert ist. Erst am 17. November 1680 taucht ein „Schreiben des Herrn von der Halden wegen Kauf des Scheiben-Guts zu Stans mit Tafern“ auf.

Es waren es die Tratzberger Schlossherrn von Ilsung, die das Scheibengut, also den späteren Gasthof Marschall, gepachtet hatten. In den darauffolgenden 100 Jahren gibt es keinerlei Aufzeichnung, was

damit passiert ist. Erst am 17. November 1680 taucht ein „Schreiben des Herrn von der Halden wegen Kauf des Scheiben-Guts zu Stans mit Tafern“ auf (Fiechter Stiftsarchiv). Dies deckt sich auch mit einem Kaufvertrag vom 19. Juli 1680, der sich im Tratzberger Schlossarchiv befindet.

In diesen Dokumenten wird das Scheibengut zum ersten Mal im Zusammenhang mit einer „gemauerten Wirtsbehausung“ oder „Tafern“ (= Taverne, Weinschenke) erwähnt. Somit ist nun geklärt, dass erst

die Herren von der Halden das Schankrecht für das Scheibengut erworben haben und diesen nun als „Wirtshof“ bezeichneten. Später kamen noch ein „Tanzhaus“ (Verträge nach 1700), eine größere Stallung mit einer Wagenhütte (= Fuhrpark), eine Brunnenleitung und ein Gemüse- und Obstgarten dazu. Zudem

wurde zwischen 1580 und 1680 erheblicher Grundbesitz wie Felder, Äcker, Weideflächen und Waldparzellen erworben. Das zeigt sich vor allem auch an der hohen Pacht der „Würths-Tafern“ und ihrer Güter, die auf 1450 Gulden anstieg. Dazu kamen 190 Gulden für den „Summernuz und Hausvarnus“ (= Almen und beweglicher

Besitz), zusammen also eine stolze Pachtsumme von gesamt 1640 Gulden.

Die Georgenberger Benediktiner schienen zu diesem Zeitpunkt immer noch als Grundherren auf, denen eine jährliche Stift (= Zehentabgabe) zu leisten war. Um 1700 erfolgte erneut eine Erweiterung des Besitzes,

ein Kräutergarten, eine Fütterei, ein Dreschtennen und ein „Gejaid“ (Jagdrevier) gehörten nun auch zum Gut.

Rauchverbot für das Dienstpersonal

Dazu heißt es: „…dass er die Wirthsbehausung, Stadl und andern darzue gehörige Gepey vorderist vor Feuersgefahr böstermassen verhieten, auch seine Kinder und Ehehalten zuezuspröchen, dass sie mit dem Feur vleissig [vorsichtig] umbgehen und absonderlich bei den Stadl und Stallung das Tabackhtrinckhen in mindisten nit zu gestatten, da und im Fahl aber durch Ihme, Besteher [=Pächter], seine Kinder oder Ehehalten auch durch solche Tobackhdrinckher an der Behausung oder zuegehörigen Gepeyen mit daraus entstehenden Feur wenig oder vihl verdörbt werden, solle solches beim Besteher oder dessen Erben und deren Vermögen zuersuechen vorbehalten“ sein.

Da im Wirtshof (Scheibengut) offenbar in letzter Zeit schon öfter Feuer ausgebrochen war, schärfte der Propsteiverwalter und Schlosspfleger, Joseph Anton Payr, im Pachtvertrag vom 24. April 1734 den Knechten und Mägden („Ehehalten“) ein, in den verschiedenen Gebäuden und Räumen nicht zu rauchen. Überhaupt sollte mit dem Feuer vorsichtig umgegangen werden.

Wirtshof-Einnahmen versorgten Schlosskapläne auf Tratzberg

Die Freiherren von der Halden, die ihren Stammbaum im Erker des Habsburgersaales von Schloss Tratzberg anbringen ließen, stammten ursprünglich aus Vorarlberg. Sie hießen eigentlich „Gabriel“, benannten sich später aber nach einer Parzelle („Halde“) der Gemeinde Frastanz in „von der Halden“ um. Franz Rudolf von der Halden (gest. 1713) richtete am 8. September 1700 mit dem Stiftsbrief die „frey weltliche Probstey“ für seinen zweiten Sohn Ernst Rudolf Severin in Schloss Tratzberg ein. Er übergab ihm die Kapellenverwaltung und die Wohnung von der Kapelle bis zu den Maximilianzimmern. 

Bereits Veit Jakob Tänzl hatte Messen für die von ihm erbaute Katharinenkapelle auf Tratzberg gestiftet. Georg Ilsung ließ sogar wöchentlich in der Kapelle eine heilige Messe lesen. Auch eine Stipendien-Stiftung wurde eingerichtet, die 10 Priesterstudenten das Studium an einer Hochschule ermöglichte. 1675 wurde ein ständiger Schlosskaplan für Tratzberg bestellt und – wie bereits oben erwähnt – am 8. September 1700 eine „Propstei“ errichtet. Im erneuerten Stiftsbrief vom 2. November 1707 ist festgehalten, dass der jeweilige Propst innerhalb des Burgfriedens das Recht des „Vogelfanges“ und des „kleinen Waidwerkes“ besitzt, wobei er das auch einem von ihm ernannten Priester weitergeben konnte. Propst Ernst Rudolf Severin von der Halden wurde am 2. Juni 1708 vom Dekan von Fügen in Tratzberg eingesetzt, der bei dieser Gelegenheit auch die Kapelle mit ihren drei Altären besichtigte. Da der Propst sich zu Studienzwecken öfter in Rom befand, wurden seine Funktionen zunächst von Georgenberger Benediktinern ausgeübt.

Am 30. Mai 1719 starb Propst Ernst Rudolf Severin von der Halden, Nachfolger wurde sein Vetter Christoph Ignaz von der Halden, der die Propstei bis zu seinem Tod am 11. August 1753 (begraben ebenfalls in Stans) innehatte.

Obwohl zur Tratzberger Propstei vier Höfe, darunter auch das Scheibengut und damit deren Erträge gehörten, beliefen sich die Einnahmen auf nicht mehr als 505 Gulden jährlich. Mit diesen spärlichen Mitteln versorgte man, mehr schlecht als recht, die Schlosskapläne auf Tratzberg. Aus diesem Grund wurde die Propstei 1796 auch nicht weiter als Familienbenefizium (=Familienbesitz) geführt, sondern in ein Kuratbenefizium (=Pfarrpfründe; als Pfarrpfründe bezeichnet man das mit einem Kirchenamt verbundene Vermögen, das dem Inhaber des Amtes als Entgelt seiner Dienstleistung zusteht) umgewandelt, das zusätzlich die Aushilfe der Seelsorge in Stans übernahm. Das Vermögen der Propstei, nach dem jährlichen Ertrag der Pfründe nun mit 15.500 Gulden festgelegt, wurde so verteilt: 8000 Gulden erhielt der Benefiziat (=Geistlicher, der das Recht auf Einkünfte aus den Pfarrpfründen hat), 2500 Gulden waren für die Schlosskapelle und 5000 Gulden für die Stipendien-Stiftung bestimmt.

Die Tratzberger Propstei

Der spätere Schlossinhaber, Ignaz Graf von Tannenberg, musste diese Beträge auch weiterhin ausbezahlen, die Stiftungsvereinbarung blieb nach wie vor dieselbe. Es wurden vier Wochenmessen, einige Gottesdienste, Jahrtage und Quatembermessen (mit Quatember bezeichnet man viermal im Jahr stattfindende, ursprünglich mit Fasten, Gebet und Almosengeben ausgezeichnete Bußtage im Kirchenjahr) verlangt. Dazu kam die Verpflichtung, an Sonn- und Festtagen das ganze Jahr hindurch in der Schlosskapelle die heilige Messe zu lesen und an diesen Tagen den Rosenkranz am Nachmittag zu halten.

Bei der Besetzung der Tratzberger Propstei spielten die Grafen von Tannenberg eine große Rolle. Sie übernahmen auch das „Wirtsgut in Stans“ (Scheibengut) von den Herren von der Halden, um aus dessen Erträgen die Schlosskapläne noch besser versorgen zu können.

Erfahren Sie im 4. Artikel nicht nur interessantes über dieses Grafengeschlecht, sondern vor allem Wissenswertes über die Gastronomie im „Marschall“. Also bleiben Sie dran!

Teil 4

Die Grafen Tannenberg pachten den Wirtshof (Scheibengut)

Am 26. November 1731 verkaufte Josef Leonhard von der Halden Schloss Tratzberg und Burgfrieden (bezeichnete im Mittelalter einen Hoheitsbereich um eine Burg) samt allem, was dazu gehörte an Josef Ignaz Reichsfreiherr von Tannenberg (da er noch nicht volljährig war, trat Franz Andre Freiherr von Sternbach als Kurator ein). Aus dem Original-Kaufbrief geht weiters hervor, dass die Tratzberger Schlossherren ab sofort die niedere Gerichtsbarkeit und die Führung eigener Verfachbücher (= Grundbücher) ausüben durften und zur „Wirtstafern in Stans mit Braustattsgerechtigkeit“ noch die „Jägerey-und Fischgerechtigkeit“ dazu kam. Der „Wirtshof“ (Scheibengut) hatte also zusätzlich zur Weinschank die Konzession Bier brauen bzw. ausschenken zu dürfen. Weiters erwarben die Tannenberg auch zahlreiche Höfe, Felder, Wiesen und Almen in der näheren Umgebung.

Bevor wir uns dem gesamten Wirtsgut-Besitz bzw. Pacht-Umfang des Wirtsgutes widmen, hier ein Überblick über den Stammbaum der Grafenfamilie Tannenberg: Die Tannenberg stammen – wie die Tänzl – aus einem Gewerkengeschlecht (Gewerke ist die alte Bezeichnung für den Eigentümer eines Bergwerks). Schon 1433 wird Fridrich Tannauer als Landrichter zu Schwaz erwähnt, 1493 erhalten Andreas Martin und Simon („die Tannauer“) von König Maximilian I. einen Wappenbrief. Michael Tannauer, dessen Sohn Georg (1621–1689) aus Vomp bereits Gewerk- und Schmelzherr war, besaß schon um 1600 zwei Häuser in Schwaz und zwei Zehntelanteile am Bergwerk („Jenpacher Handel“). Georg wurde 1685 von Kaiser Leopold I. in den einfachen Adelsstand mit dem Prädikat „von Thannenberg“ erhoben.

Silber- und Kupferbergbau

Sein Sohn Joseph (1669–1721) führte den Silber- und Kupferbergbau in Schwaz mit Erfolg weiter und wurde dafür von Kaiser Joseph I. 1692 sogar in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Joseph war zweimal verheiratet, sein Erbe trat Joseph Anton Ignaz an, Sohn aus zweiter Ehe, der 1732 Tratzberg erwarb. Dieser wurde 1737 in den Grafenstand erhoben und unter Kaiserin Maria Theresia Kammerherr. Joseph Anton Ignaz starb 1776 und hinterließ zwei Kinder: Tochter Leopoldina und Sohn Ignaz Josef Johann Graf von Tannenberg, der aufgrund seiner Grauen-Star-Erkrankung der „blinde Tannenberg“ genannt wurde. Nach 1796 wurde die Verwaltung seiner Güter, auch das Scheibengut bzw. der Wirtshof in Stans, unter dem Titel „Gräflich von Tannenbergischen Erbsunion“ geführt.

Sein Sohn Joseph (1669–1721) führte den Silber- und Kupferbergbau in Schwaz mit Erfolg weiter und wurde dafür von Kaiser Joseph I. 1692 sogar in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Joseph war zweimal verheiratet, sein Erbe trat Joseph Anton Ignaz an, Sohn aus zweiter Ehe, der 1732 Tratzberg erwarb. Dieser wurde 1737 in den Grafenstand erhoben und unter Kaiserin Maria Theresia Kammerherr. Joseph Anton Ignaz starb 1776 und hinterließ zwei Kinder: Tochter Leopoldina und Sohn Ignaz Josef Johann Graf von Tannenberg, der aufgrund seiner Grauen-Star-Erkrankung der „blinde Tannenberg“ genannt wurde. Nach 1796 wurde die Verwaltung seiner Güter, auch das Scheibengut bzw. der Wirtshof in Stans, unter dem Titel „Gräflich von Tannenbergischen Erbsunion“ geführt.

Als Landeshauptmannschaftsverwalter von Tirol wurde Ignaz Josef Johann Graf Josef Freiherr von Tannenberg, 1707, Kupferstich von Josef Waldmann Alois Graf Tannenberg, gestorben als letzter seines Geschlechtes 1846, Lithografie von Joseph Böckl von Tannenberg 1809 von den Bayern mehrere Monate festgehalten, sein Palast in Schwaz niedergebrannt. Sein ebenfalls blinder Sohn aus erster Ehe, Alois Graf von Tannenberg (geboren 1771) übernahm die Verwaltung der vielen Familiengüter und heiratete Crescentia von Taxis, doch die Ehe blieb kinderlos, aus Angst vor der Vererbung der Augenkrankheit. Als die beiden Grafen Alois und Rudolf von Tannenberg im Jahre 1846 starben, starb auch das Geschlecht aus, obwohl die letzte Generation 21 Kinder umfasste. Graf Alois wollte dies noch mit der Adoption seines Neffen verhindern, dazu kam es aber leider nicht mehr. Nach 114 Jahren Tannenbergischer Herrschaft ging 1847 Tratzberg in den Besitz der Gräflich Enzenbergischen Familie über, da die einzige überlebende Schwester, Ottilia Gräfin von Tannenberg, Franz III. Graf Enzenberg geheiratet hatte.

Die Grafen von Tannenberg kaufen den Wirtshof

Unser Augenmerk gilt nun vor allem der Ausstattung und den Besitztümern des Wirtshofs. Eine Steuerdeklaration von Ignaz Josef Graf von Tannenberg (1743–1810) aus der Zeit um 1780 trägt den Titel „Fassion deren zur Probstey und Sanct Cataharina Capellen zu Trazberg gehörigen Effecten“. Darin wird erwähnt, dass zur Propstei und Sankt Katharinakapelle zu Tratzberg eine „Wirtsbehausung mit 3 Stuben, 1 Kueche, 6 Kamern, 1 Speisgewölbe, 1 Keller und 1 Backofen, nebst Stadl, reverendo Stallung, Hofstatt und Hof, dann Wagenschupfen, ein kleiner Krautkeller und neben dem Weinkeller eine große Bierkellerei“ gehörten. Bald danach haben die Grafen Tannenberg den Staner Wirtshof (Scheibengut) von den Georgenberger Benediktinern gekauft. Im Tiroler Landesarchiv liegt ein Dokument vor, das sich „Fassion von dem Graf Tannenbergischen Scheibenguth in Stanns Nr. 1“ nennt und worin sich Ignaz Josef Johann Graf von Tannenberg als Besitzer deklariert: „Ich, Endesgefertigter, besitze zu Stans das Scheibenguth sambt Wirthsbehausung…“ – und dann ausführlich die zum Wirtshof gehörigen Grundstücke anführt, ihre flächenmäßige Ausdehnung beschreibt und schließlich angibt, woran sie grenzen.

Demnach gab es einen „Fruehgarten“ (25 Klafter), eine „Fruehwiesen mit Obstbäumen besetzt“ (909 Klafter), ein „Stuck Ackerstatt“ (7 Jauch, 828 Klafter), eine „Fru(e)hwiesen, der Marterwinkl“ genannt (1 Tagmahd, 17 Klafter), eine „Galtmahd, der Judenfreythof“ genannt (228 Klafter), eine „Ackerstatt auf dem Zufeld, der Bäcken- oder Griesacker“ genannt (1 Jauch, 238 Klafter), ein Stück Baugrund auf dem Kirchfeld (1 Jauch, 587 Klafter), eine Ackerstatt auf dem Kirchfeld, das „Kreuzackerl“ genannt (486 Klafter), ein Ackerfeld auf dem Niederfeld, der Aurain-Acker genannt (766 Klafter), ein „Stuck Rain oder Galdmad auf dem Zufeld, der Wisplrain“ genannt (4 Tagmad, 4 Klafter), eine „Fruehwiesen des Wisplrainbödeles“ (329 Klafter), ein „Stuck Wießmad in der Reitau, die Wirthsau“ genannt (2 Tagmad 356 Klafter), ein Stück „Heumo(o)s“ (8 Tagmahd 393 Klafter), ein „Stuck Heumooß in der Reitau, die Griesenböckau“ genannt (1 Tagmad 166 Klafter), eine „Eigenthumswaldung in Buechpach auf ain sogenannten Larchetboden“ (12 Morgen 400 Klafter), ein „Eigenthumswaldung in Schlagthurn“ (6 Morgen 94 Klafter), eine „Eigenthumswaldung bei der Häbergermarter [Heuberger Marter] oder Georgenthal“ (1 Morgen 400 Klafter), eine „Eigenthumbswaldung oder 6. Theil“, etc… Von diesen Habseligkeiten musste dem Kloster St. Georgenberg nur mehr ein „Rekognitionszins“ (= Anerkennungszins, pro forma) von 1 Gulden und „3 Hühner, 30 Ayr, 6 Manns- und 2 Weiberschichten“ ausbezahlt werden.